Nach einer Diabetes-Diagnose sind Betroffene zunächst oft vor allem mit sich selbst beschäftigt. Das ist zwar verständlich, doch häufig wird über den eigenen Schock vergessen, dass nun auch der Partner mit der Krankheit leben muss. Damit die Beziehung weiterhin funktioniert, muss der Diabetes in den gemeinsamen Alltag integriert und Grenzen und Freiräume neu definiert werden.
Diabetes und Partnerschaft: Wie verändert sich der Alltag?
Weltweit leben rund 415 Millionen Menschen mit Diabetes mellitus – in Deutschland sind derzeit rund sechs Millionen Bundesbürger betroffen. Während 85 bis 90 % der Betroffenen unter einer Insulinresistenz leiden, durch welche das Hormon im Körper nicht mehr richtig verarbeitet werden kann (Typ-2-Diabetes), handelt es sich bei 5 bis 10 % der Fälle um eine Autoimmunerkrankung (Typ-1-Diabetes). Hier greift das körpereigene Immunsystem die Betazellen der Bauchspeicheldrüse an, wodurch nicht mehr ausreichend Insulin produziert wird. Aus diesem Grund sind Menschen mit Typ-1-Diabetes ihr Leben lang auf eine Insulinzufuhr angewiesen: Während die Behandlung beim Typ-2-Diabetes häufig durch Ernährung/Bewegung und oder orale Antidiabetika erfolgt, erfordert die Autoimmunerkrankung ein regelmäßiges Zuführen von Insulin mittels Pen oder Insulinpumpe.
Obgleich neueste Therapie- und Behandlungsmethoden Betroffenen einen (fast) normalen Alltag ermöglichen, gibt es, vor allem im Falle einer Insulintherapie, dennoch bestimmte Dinge, die in den Alltag mit Diabetes integriert werden müssen – und die daher beide Partner betreffen:
- Regelmäßige Insulinzufuhr (in der Regel Basalinsulin mit Langzeitwirkung und ein kurz wirksames Insulin jeweils zu den Mahlzeiten)
- Blutzuckerkontrolle mehrmals am Tag
- Anpassung an einen blutzuckerfreundlichen Speiseplan
Hinzu kommen Veränderungen in gewissen Lebensbereichen, die eine Beziehung durchaus für eine Weile auf den Kopf stellen können:
- Planung von Aktivitäten um die Mahlzeiten und die Insulinzufuhr herum
- Veränderung der Sexualität infolge von Hormonschwankungen (Frauen) und Durchblutungsstörungen (Männer)
- In der Familienplanung muss mit einer Risikoschwangerschaft gerechnet werden
- Umgang mit Launenhaftigkeit
Diabetes in der Beziehung: Was kann der Partner tun?
Viele Partner von Menschen mit Diabetes neigen dazu, gewisse Grenzen zu überschreiten – aus reiner Fürsorge. Der Betroffene selbst macht sich wiederum Gedanken, was seine Krankheit für das Zusammenleben bedeutet – und ob er seinem Partner nicht zu viel zumutet. Damit diese Sorgen und Gedanken keine schlechte Stimmung verursachen, steht Kommunikation für betroffene Paare an erster Stelle: Beide Partner sollten offen und ehrlich über ihre Ängste sprechen – ganz gleich, ob es sich um Furcht vor etwaigen Folgeerkrankungen, Schwierigkeiten bei der Alltagsbewältigung oder um schlechte Laune aufgrund von Unterzucker handelt. Neben Ehrlichkeit und uneingeschränkter Kommunikation gibt es einige einfache Verhaltensmaßnahmen, die den Umgang und den Alltag mit dem Diabetes in der Beziehung erleichtern können:
- Betroffene möchten nicht auf ihren Diabetes reduziert werden: Selbstverständlich macht sich der Partner nach einer Diabetes-Diagnose Sorgen und möchte bei der Umstellung helfen, so gut er kann. Diese Hilfe sollte allerdings an der richtigen Stelle erfolgen: Anstatt dreimal nachzufragen, ob ausreichend und an der richtigen Stelle Insulin gespritzt wurde, ist es zielführender, entsprechende Schulungen für den Notfall zu absolvieren.
- Klarer Kopf in Krisensituationen: Partner von Betroffenen sollten genau wissen, was im Falle einer Unterzuckerung zu tun ist und wo sie im Zweifelsfall schnelle Hilfe bekommen. Sie sollten in der Lage sein, erste Anzeichen wie schlechte Laune, Schwindel oder Zittern schnell zu erkennen und unverzüglich zu handeln (z.B. immer eine Portion Traubenzucker parat haben).
- Klare Absprachen treffen: Zwischen den Partnern sollte festgelegt sein, in welchem Rahmen Einmischungen von Seiten des nicht betroffenen Partners wünschenswert sind und inwiefern Grenzen existieren, die nicht überschritten werden dürfen.
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